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Waffenhilfe für die Ukraine Kiew erhält zweites deutsches Flugabwehrsystem Iris-T

Die Ukraine hat das zweite von vier zugesagten Flugabwehrsystemen Iris-T erhalten. Die Lieferung erfolgte nach SPIEGEL-Informationen vor wenigen Tagen. Auch aus Schweden kommt Hilfe.
Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Brandenburg-Schönefeld

Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Brandenburg-Schönefeld

Foto: Wolfgang Kumm / dpa

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Deutschland hat das zweite von vier zugesagten Luftverteidigungssystemen vom Typ Iris-T SLM an die Ukraine übergeben. Nach SPIEGEL-Informationen erfolgte die Lieferung von einem Iris-T-System und 16 Lenkflugkörpern vor wenigen Tagen – um den 16. April.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte im Sommer 2022 die Überstellung der hochmodernen Flugabwehrwaffe in Aussicht gestellt. Entwickelt wurde sie vom deutschen Rüstungskonzern Diehl Defence aus Überlingen am Bodensee.

Das erste Iris-T-Exemplar wurde der Ukraine im Oktober vergangenen Jahres übergeben. Ägypten, das mehrere Systeme bei Diehl Defence in Auftrag gegeben hat, trat eine Feuereinheit an die Ukraine ab.

Das bodengestützte Flugabwehrsystem hat sich im Winter im Großraum Kiew bewährt. Es leistete einen wichtigen Beitrag beim Schutz von ziviler Infrastruktur vor Angriffen mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen. Schläge gegen die Energieversorgung standen im Mittelpunkt der russischen Angriffe – in der Absicht, Städte unbewohnbar zu machen.

»Jeder Schuss ist ein Treffer, keiner geht vorbei«

Über das deutsche Luftverteidigungssystem Iris-T sagte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, es habe bei den Luftangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Tausende Menschenleben gerettet. »Unsere Militärs sind von Iris-T begeistert. Jeder Schuss ist ein Treffer, keiner geht vorbei«, so Klitschko im März gegenüber dem RND.

Die restlichen zwei von der Bundesregierung zugesagten Iris-T-Systeme sollen nach SPIEGEL-Informationen bis Anfang 2024 ausgeliefert werden; sie müssen erst noch produziert werden. Überdies habe die Ukraine um weitere Systeme gebeten.

Das Flugabwehrsystem Iris-T SLM besteht aus drei Fahrzeugen:

  • einer Abschussrampe auf einem Militär-Lkw mit Platz für acht Raketen,

  • einem Radarfahrzeug

  • und einem Führungsfahrzeug.

Die Luftabwehrraketen können Ziele in bis zu 20 Kilometern Höhe und 40 Kilometer Entfernung treffen.

Die Bundesregierung hatte mit der schwedischen Regierung über die Übernahme von fahrbaren Startgeräten für das Iris-T-System verhandelt, die das schwedische Militär besitzt. Nach SPIEGEL-Informationen hat Schweden nun zwölf Iris-T-SLS-Abschussrampen an Deutschland abgegeben. Gesucht wird derzeit nach Fahrzeugen, auf die die sogenannten Launcher aufgesetzt werden können, um dann ebenfalls an die Ukraine geliefert werden zu können.

Die Bundeswehr selbst verfügt noch nicht über das sehr kostspielige System Iris-T. Das Verteidigungsministerium will acht Einheiten für die Bundeswehr kaufen. Das Projekt soll dem Haushaltsausschuss des Bundestags in diesem Jahr zur Genehmigung vorgelegt werden.

Die Bundesregierung hat die zweite Iris-T-Lieferung an die Ukraine bisher nicht auf ihrer wöchentlich aktualisierten Liste der militärischen Unterstützungsleistungen veröffentlicht. Dort gab sie am Dienstag bekannt, dass sie der Ukraine das im Januar zugesagte Luftabwehrsystem Patriot geliefert hat. Die Ampelkoalition hatte die Abgabe des Patriot-Systems Anfang Januar zusammen mit der Lieferung von Marder-Schützenpanzern angekündigt.

mgb/kor